Abstracts
Dispositionen und Persistenz
Florian Fischer
Das Problem der Persistenz ist eines der hartnäckigsten Probleme in der Philosophie. Im Kern besteht die Herausforderung darin Identität und Differenz zusammenzudenken. Ein und dasselbe Objekt instantiiert inkompatible Eigenschaften an verschiedenen Zeitpunkten, wobei eine Spannung zu Leibniz’ Gesetz der Ununterscheidbarkeit von Identischem besteht, welches besagt, dass „Wenn a und b identisch sind, dann besitzen sie dieselben Eigenschaften“. Gegeben dem, wie ist Persistenz möglich, also, wie kann ein Objekt durch die Zeit hinweg identisch sein, wenn Veränderung möglich ist.
Moderne Theorien der Persistenz (Perdurantismus, Exdurantismus, Adverbialistischer Endurantismus, … ) begnügen sich damit zu versuchen den Unterschied der Eigenschaften mit der Persistenz durch die Zeit zu versöhnen. Allen ist dabei gemein, dass sie ihre Aufmerksamkeit auf die Auflösung des drohenden Widerspruchs mit Leibniz’ Gesetz begrenzen. Ich hingegen bin davon überzeugt, dass das die Debatte um das Problem der Persistenz neue Zugkraft entwickeln kann, wenn wir Theorien darüber berücksichtigen, wie Veränderung zustande kommt.
Ich stelle eine Aristoteles-inspirierte Theorie von Dispositionen als „change-makers“ vor und evaluiere deren Potenzial zur Lösung des Problems der Persistenz. Grob gesprochen verstehe ich die Manifestationen von Dispositionen als Prozesse. Der resultierenden Auffassung, welche ich Produrantismus nenne, zufolge persistiert nicht ein Ding, sondern ein Prozess durch die Veränderung hinweg.
Florian Fischer
Das Problem der Persistenz ist eines der hartnäckigsten Probleme in der Philosophie. Im Kern besteht die Herausforderung darin Identität und Differenz zusammenzudenken. Ein und dasselbe Objekt instantiiert inkompatible Eigenschaften an verschiedenen Zeitpunkten, wobei eine Spannung zu Leibniz’ Gesetz der Ununterscheidbarkeit von Identischem besteht, welches besagt, dass „Wenn a und b identisch sind, dann besitzen sie dieselben Eigenschaften“. Gegeben dem, wie ist Persistenz möglich, also, wie kann ein Objekt durch die Zeit hinweg identisch sein, wenn Veränderung möglich ist.
Moderne Theorien der Persistenz (Perdurantismus, Exdurantismus, Adverbialistischer Endurantismus, … ) begnügen sich damit zu versuchen den Unterschied der Eigenschaften mit der Persistenz durch die Zeit zu versöhnen. Allen ist dabei gemein, dass sie ihre Aufmerksamkeit auf die Auflösung des drohenden Widerspruchs mit Leibniz’ Gesetz begrenzen. Ich hingegen bin davon überzeugt, dass das die Debatte um das Problem der Persistenz neue Zugkraft entwickeln kann, wenn wir Theorien darüber berücksichtigen, wie Veränderung zustande kommt.
Ich stelle eine Aristoteles-inspirierte Theorie von Dispositionen als „change-makers“ vor und evaluiere deren Potenzial zur Lösung des Problems der Persistenz. Grob gesprochen verstehe ich die Manifestationen von Dispositionen als Prozesse. Der resultierenden Auffassung, welche ich Produrantismus nenne, zufolge persistiert nicht ein Ding, sondern ein Prozess durch die Veränderung hinweg.
Liberaler Naturalismus: Zum Verhältnis von Commonsense, Wissenschaft und Philosophie
Danny Krämer
Weite Teile der analytisch geprägten, zeitgenössischen Philosophie finden unter einem naturalistischen Rahmen statt. Eine systematische Erklärung, was eine naturalistische Position ausmacht, blieb jedoch lange aus. Erst seit Kurzem hat eine Gruppierung von Philosophen die Diskussion über den philosophischen Naturalismus erneut angefacht. Sie verstehen sich als „liberale Naturalisten“ und wollen, wie der Name bereits andeutet, be- stimmte theoretische Annahmen des klassischen Naturalismus liberalisieren. Ich möchte ebenfalls für eine erneuerte Form des Naturalismus argumentieren, der die Kritik an den reduktionistischen Vorstellungen des traditionellen Naturalismus aufnimmt und jedoch einige konzeptuelle Fehler anderer liberaler Positionen vermeidet. Dazu werden vor allem die reduktionistischen Vorstellung im Bereich der Wissenschaftsphilosophie kritisiert und eine Ontologie vorgeschlagen, die dem Pluralismus der Wissenschaften gerecht wird.
Danny Krämer
Weite Teile der analytisch geprägten, zeitgenössischen Philosophie finden unter einem naturalistischen Rahmen statt. Eine systematische Erklärung, was eine naturalistische Position ausmacht, blieb jedoch lange aus. Erst seit Kurzem hat eine Gruppierung von Philosophen die Diskussion über den philosophischen Naturalismus erneut angefacht. Sie verstehen sich als „liberale Naturalisten“ und wollen, wie der Name bereits andeutet, be- stimmte theoretische Annahmen des klassischen Naturalismus liberalisieren. Ich möchte ebenfalls für eine erneuerte Form des Naturalismus argumentieren, der die Kritik an den reduktionistischen Vorstellungen des traditionellen Naturalismus aufnimmt und jedoch einige konzeptuelle Fehler anderer liberaler Positionen vermeidet. Dazu werden vor allem die reduktionistischen Vorstellung im Bereich der Wissenschaftsphilosophie kritisiert und eine Ontologie vorgeschlagen, die dem Pluralismus der Wissenschaften gerecht wird.
Führt Humeanismus zu Außenweltskeptizismus?
Alexander Müller
In „Occam’s Razor and Possible Worlds“ stellt Peter Forrest ein Argument gegen David Lewis’ Mögliche-Welten-Semantik für Modalität vor. Dieses soll zeigen, dass Lewis’ Semantik, welche humeanisch ist (also keine A-Posteriori-Möglichkeit und keine A-Posteriori-Notwendigkeit beinhaltet), das Induktionsproblem verstärken würde und somit Grund für erhebliche Probleme wäre. Lewis weist dies allerdings in On the Plurality of Worlds aufgrund von mathematischen Überlegungen zurück. Die Zurückweisung muss akzeptiert werden. Jedoch, so will ich argumentieren, kann ein modifiziertes Argument dafür verwendet werden, zu zeigen, dass auch ein Skeptizismus hinsichtlich der Vergangenheit verstärkt werden würde, würde man die vorgeschlagene Semantik voraussetzen. Des Weiteren würde jede weitere Theorie, die humeanisch ist, Skeptizismus hinsichtlich der Vergangenheit fördern. Da dies nicht akzeptabel ist, benötigen wir eine andere nichthumeanische Theorie. Dies soll zeigen, dass sowohl A-Posteriori-Möglichkeiten als auch A-Posteriori-Notwendigkeiten existieren.
Alexander Müller
In „Occam’s Razor and Possible Worlds“ stellt Peter Forrest ein Argument gegen David Lewis’ Mögliche-Welten-Semantik für Modalität vor. Dieses soll zeigen, dass Lewis’ Semantik, welche humeanisch ist (also keine A-Posteriori-Möglichkeit und keine A-Posteriori-Notwendigkeit beinhaltet), das Induktionsproblem verstärken würde und somit Grund für erhebliche Probleme wäre. Lewis weist dies allerdings in On the Plurality of Worlds aufgrund von mathematischen Überlegungen zurück. Die Zurückweisung muss akzeptiert werden. Jedoch, so will ich argumentieren, kann ein modifiziertes Argument dafür verwendet werden, zu zeigen, dass auch ein Skeptizismus hinsichtlich der Vergangenheit verstärkt werden würde, würde man die vorgeschlagene Semantik voraussetzen. Des Weiteren würde jede weitere Theorie, die humeanisch ist, Skeptizismus hinsichtlich der Vergangenheit fördern. Da dies nicht akzeptabel ist, benötigen wir eine andere nichthumeanische Theorie. Dies soll zeigen, dass sowohl A-Posteriori-Möglichkeiten als auch A-Posteriori-Notwendigkeiten existieren.
Aristoteles im Dialog mit Michael Tomasello:
Ist der Mensch vernünftig, weil er sozial ist, oder ist er sozial, weil er vernünftig ist?
Benjamin Reimann
Etwa 2.300 Jahre trennen Aristoteles und Tomasello voneinander, aber das Thema ist noch immer brandaktuell: Wie verhalten sich Sozialität und Vernunft in der Natur des Menschen zueinander?
Aristoteles plädiert in seiner Politik dafür, dass Vernunft – mindestens aber die Sprache – die Bedingung dafür ist, dass Menschen Gesellschaften bilden und somit politisch werden: Weil der Mensch ein zoon logon echon ist, ist er ein zoon politikon. Tomasello hingegen entwirft im Kontext seiner evolutionären Anthropologie die These, dass Menschen erst in Gemeinschaften jene natürliche Sprachen entwickelt haben, welche ihre Kognition und somit auch ihr Sozialleben von Grund auf revolutioniert haben.
In meinem Vortrag möchte ich Aristoteles und Tomasello in einen Dialog miteinander bringen, aus dem sowohl die Philosophie, als auch die evolutionäre Kognitionsforschung gehaltvolle Erkenntnisse gewinnen können.
Ist der Mensch vernünftig, weil er sozial ist, oder ist er sozial, weil er vernünftig ist?
Benjamin Reimann
Etwa 2.300 Jahre trennen Aristoteles und Tomasello voneinander, aber das Thema ist noch immer brandaktuell: Wie verhalten sich Sozialität und Vernunft in der Natur des Menschen zueinander?
Aristoteles plädiert in seiner Politik dafür, dass Vernunft – mindestens aber die Sprache – die Bedingung dafür ist, dass Menschen Gesellschaften bilden und somit politisch werden: Weil der Mensch ein zoon logon echon ist, ist er ein zoon politikon. Tomasello hingegen entwirft im Kontext seiner evolutionären Anthropologie die These, dass Menschen erst in Gemeinschaften jene natürliche Sprachen entwickelt haben, welche ihre Kognition und somit auch ihr Sozialleben von Grund auf revolutioniert haben.
In meinem Vortrag möchte ich Aristoteles und Tomasello in einen Dialog miteinander bringen, aus dem sowohl die Philosophie, als auch die evolutionäre Kognitionsforschung gehaltvolle Erkenntnisse gewinnen können.
Mentale Verursachung und zwei Begriffe der Kausalität
Matthias Rolffs
Der Nicht-Reduktivismus in der Philosophie des Geistes besagt, dass mentale Eigenschaften nicht mit physischen Eigenschaften identisch sind. Diese These ist auch unter Philosophen mit physikalistischen Vorlieben recht weit verbreitet. Sie ist jedoch mit einem Standard-Einwand konfrontiert: Dem Vorwurf des Epiphänomenalismus.
Der Vorwurf des Epiphänomenalismus besagt, dass (i) der Nicht-Reduktivismus in den Epiphänomenalismus (die These, dass es keine mentale Verursachung gibt) führt und (ii) der Epiphänomenalismus eine absurde Position ist, die es um jeden Preis zu vermeiden gilt. Daher müsse der Nicht-Reduktivismus aufgegeben werden.
Das wichtigste Argument für Schritt (i) des Vorwurfs ist Jaegwon Kims Exklusionsargument: nicht- reduzierte mentale Eigenschaften können keine physischen Eigenschaften verursachen, da physische Eigenschaften hinreichende physische Ursachen haben und darüber hinaus keine unabhängigen (und überflüssigen) Ursachen angenommen werden sollten. Schritt (ii) des Vorwurfs kann unter anderem durch ein handlungstheoretisches Argument untermauert werden: Da die Existenz mentaler Verursachung eine notwendige Bedingung für die Existenz von Handlungen ist, hat der Epiphänomenalismus die absurde Konsequenz, dass es keine Handlungen gibt und sollte daher unter keinen Umständen akzeptiert werden.
In meinem Vortrag versuche ich, den Nicht-Reduktivismus gegen den Vorwurf des Epiphänomenalismus zu verteidigen. Meine Verteidigung beruht auf einer Unterscheidung zwischen zwei Begriffen der Kausalität: Produktion und Abhängigkeit (vgl. Hall (2004)). Ich argumentiere dafür, dass der erste Schritt des Vorwurfs darauf angewiesen ist, Kausalität im Sinne von Produktion zu verstehen, während der zweite Schritt des Vorwurfs nur plausibel wird, wenn man Kausalität im Sinne von Abhängigkeit versteht. Der Epiphänomenalismus-Vorwurf beruht mithin auf einer Äquivokation und kann den Nicht- Reduktivismus nicht widerlegen.
Matthias Rolffs
Der Nicht-Reduktivismus in der Philosophie des Geistes besagt, dass mentale Eigenschaften nicht mit physischen Eigenschaften identisch sind. Diese These ist auch unter Philosophen mit physikalistischen Vorlieben recht weit verbreitet. Sie ist jedoch mit einem Standard-Einwand konfrontiert: Dem Vorwurf des Epiphänomenalismus.
Der Vorwurf des Epiphänomenalismus besagt, dass (i) der Nicht-Reduktivismus in den Epiphänomenalismus (die These, dass es keine mentale Verursachung gibt) führt und (ii) der Epiphänomenalismus eine absurde Position ist, die es um jeden Preis zu vermeiden gilt. Daher müsse der Nicht-Reduktivismus aufgegeben werden.
Das wichtigste Argument für Schritt (i) des Vorwurfs ist Jaegwon Kims Exklusionsargument: nicht- reduzierte mentale Eigenschaften können keine physischen Eigenschaften verursachen, da physische Eigenschaften hinreichende physische Ursachen haben und darüber hinaus keine unabhängigen (und überflüssigen) Ursachen angenommen werden sollten. Schritt (ii) des Vorwurfs kann unter anderem durch ein handlungstheoretisches Argument untermauert werden: Da die Existenz mentaler Verursachung eine notwendige Bedingung für die Existenz von Handlungen ist, hat der Epiphänomenalismus die absurde Konsequenz, dass es keine Handlungen gibt und sollte daher unter keinen Umständen akzeptiert werden.
In meinem Vortrag versuche ich, den Nicht-Reduktivismus gegen den Vorwurf des Epiphänomenalismus zu verteidigen. Meine Verteidigung beruht auf einer Unterscheidung zwischen zwei Begriffen der Kausalität: Produktion und Abhängigkeit (vgl. Hall (2004)). Ich argumentiere dafür, dass der erste Schritt des Vorwurfs darauf angewiesen ist, Kausalität im Sinne von Produktion zu verstehen, während der zweite Schritt des Vorwurfs nur plausibel wird, wenn man Kausalität im Sinne von Abhängigkeit versteht. Der Epiphänomenalismus-Vorwurf beruht mithin auf einer Äquivokation und kann den Nicht- Reduktivismus nicht widerlegen.